Mittwoch, 28. September 2011. Es ist kurz nach Zwölf. Ich sitze mit meiner Lieblingskollegin auf der Dachterrasse eines Duisburger Einkaufszentrums, genieße das Spätsommerwetter in vollen Zügen und fühle mich so frei und gelöst wie lange nicht mehr. Wenige Minuten ist es her, dass ich zum letzten Mal meine Bank verlassen habe; zur Arbeit werde ich sie nicht mehr betreten.
Der Vormittag war heftig. Nach 15 Monaten geprägt von Selbstzweifeln, innerer Zerrissenheit und Zukunftsängsten, aber auch Aufbruchstimmung, Neugier und Hoffnung auf Selbstbestimmtheit habe ich um 8:30 in den Räumen der Personalabteilung in Essen meinen Aufhebungsvertrag unterschrieben. Dann folgt der schwerste Gang: Um 9:00 turnusmäßige Teamsitzung. Meine direkten MitarbeiterInnen wissen, dass ich innerhalb der Geschäftsleitung einen schweren Stand habe, aber mit meinem unmittelbar bevorstehenden Exit können sie nicht rechnen. Ich habe keine Rede vorbereitet, will mich von meinen und den Emotionen meines Teams treiben lassen.
Ich fühle, dass ich einigermaßen verständlich vermitteln kann, was sich im letzten Jahr entwickelt hat, wie meine Gefühlslage war und ist und dass es nun für mich einfach keine andere Entscheidung mehr geben kann, als zu gehen. Es gibt Tränen, betretenes Schweigen, entsetzte Gesichter, aber nach einer Schockpause auch Verständnis, Aufmunterung und erste Versuche, sich auf die neue Situation einzustellen. Nach 45 Minuten ist der Spuk vorbei; das Schlimmste liegt hinter mir. Noch zwei Verabschiedungen in Oberhausen und Duisburg; zwischendurch eine Telefonkonferenz zur Information des Führungskreises. Um 12:00 ist es geschafft. Ich bin kein Banker mehr.
An dieser Stelle ist mir eins wichtig: 32 Jahre und 2 Monate habe ich für meine Bank gewirkt - es war eine tolle, sehr abwechslungsreiche Zeit. Ich weiß, was ich der Bank zu verdanken habe, aber auch, was sie mir zu verdanken hat. Wirkliche Herausforderungen konnte ich am Ende keine mehr erkennen, war dafür das Streiten, Diskutieren und Rechtfertigen mit und gegenüber Unwissenden, Machtbesessenen und Egomanen einfach nur leid.
Letztlich bin ich im Guten gegangen, habe meinen Weg gefunden und deshalb mit diesem Blog auch nichts mehr zu aufzuarbeiten. Mein großer Wunsch ist es, mit ihm vor allem diejenigen zu erreichen, die in vergleichbaren Situationen steckten oder aktuell verfangen sind und glauben, dass es keinen Ausweg gäbe. Es gibt immer einen alternativen Weg: Man braucht noch nicht einmal großen Mut (siehe Post #2) dazu, aber die richtigen Weggefährten. Dazu mehr beim nächsten Mal.
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